uwero hat geschrieben: ↑27.02.2019, 09:01
@Anke
Ganz unschuldig ist der Kunde nicht. Es ist schon ein Unterschied ob ich mir 10 Spiele pro Jahr zum
Vollpreis kaufe, oder 20 Spiele für je 99Cent. Beim Vollpreis profitieren Anbieter und Entwickler am
meisten. Das ist nun mal Fakt. Nehmen wir mal Trüberbrook als Beispiel, da gibt es bestimmt viele
die es unbedingt kaufen möchten und bewusst auf einen Sale warten. Und dass sind dann genau
die, die Schuld daran sind wenn die Entwickler in Zukunft darauf verzichten ein weitere P&C Adventure
zu produzieren weil es sich finanziell nicht lohnt. Klar kann es sich nicht jeder leisten alles zum Vollpreis
zu kaufen, aber dann muss ich mir meine Einkäufe halt bewusst überlegen. Die meisten haben doch eh
20 bis 40 Spiele im Sale gekauft die sie nie spielen werden. Für mich rausgeworfenes Geld, da kauf ich
mir lieber 2 - 3 Spiele zum Vollpreis. Das ist meine bescheidene Meinung zum Thema. In diesem Sinne,
husch husch zum nächsten Sale, vielleicht gibt es dort bald Trüberbrook für 25Cent
Dieser Schlussfolgerung kann ich nicht ganz folgen!
1. Wenn die Kunden nicht mehr in Massen Spiele kaufen, die Sie Deiner Meinung nach eh nie spielen, dann fahren die Händler erst recht Verluste. Gerade durch die Sales verdienen Sie richtig Geld. Wer es nicht glaubt darf gerne mal nach ein paar Interviews suchen. Eines mit Daedalic fällt mir dazu spontan ein. Zudem verteilt sich das Geld auf viele Studios (auch die kleinen) und pushed nicht nur die ganz Triple-A-Studios. 99 Cent Angebote habe ich bei GOG.com kaum erlebt. Im Sale liegen die Spiele zwischen 4 € - 8 €. Nur die ganz alten DOS-Games oder scheinbar sehr schlechte Spiele (aufgrund der Bewertungen dort von mir vermutet) sind günstiger. Neuere Spiele werden anfangs meist nur um ~15% herabgesetzt.
Dazu noch ein kleines Rechenspielchen:
20 - 40 Spiele für 1 € = 20-40 € (eher unrealistisch, s. o.)
20 - 40 Spiele für 4-8 € = 80-320 € (eher realistisch)
2-3 Spiele für 30-40 € = 60-120 €
Also ich kaufe weiterhin 20-40 Spiele im Jahr und spiele davon nicht alles, habe aber die Auswahl und lasse deutlich mehr Geld in der Spielindustrie.
2. Der Markt reguliert sich selbst. Man darf den Kunden zwar ins Gewissen reden, aber ganz ehrlich, für ein Spiel das ich in 2-10 Stunden durchgespielt habe zahle ich keine 30-40 €. Für Spiele wie Gothic, Command & Conquer, Monkey Island, Indiana Jones 4, Day of the Tentacle und ähnliche habe ich das in der Vergangenheit gerne getan (ok bei den Beispielen waren es DM Preise, dafür doppelt so hoch
). Jede Firma die sich dem Markt nicht anpasst wird langfristig verlieren. Qualität, Umfang und leider oft genug der Hype entscheiden wie gut sich ein Spiel verkauft. Natürlich immer in Abhängigkeit vom erfolgreichen Marketing.
Der Grund für dieses ganze Desaster liegt ganz woanders:
- Die Konkurrenz ist groß! Mobile-Devices haben unglaubliche Massen vom PC weg gelockt und werden für die jüngeren Generationen zum Standard.
- Weiterhin stehen die Konsolen wie die PS4, XBOX One und Switch in Konkurrenz zum PC.
- Viele Menschen haben Beschäftigungsalternativen gefunden die es damals nicht gab. Youtube, Facebooke, Twitter, Instagramm, WhatsApp, Tinder
und noch viel mehr. Bleibt noch weniger Zeit für den PC.
- Ein zugegeben kleinerer Teil hat dem Markt den Rücken gekehrt. Ich kenne viele ehemalige Gamer Ü40 die kaufen gar nichts mehr. Die spielen Ihre alten Spiele und sind zufrieden, verweigern DRM komplett und haben sich dem Thema abgewandt oder sie arbeiten schlicht alle nur noch und haben neben den ganzen Pflichten kaum noch Zeit für sich selbst.
- Hinzu kommt dann noch der Ausstoss an Neuerscheinungen. Fast jeden Tag werden 1-3 Spiele veröffentlicht. Natürlich stöhnen dann alle. Der ohnehin geschrumpfte Absatzmarkt teilt sich abermals auf die vielen Veröffentlichungen auf. Das ist vollkommen fair, gefällt den Großen aber wahrscheinlich weniger.
- Und natürlich wäre dann noch der Schlipsträger mit seinen irren Träumen zu nennen. Die BWL-Profis die vor lauter Wachstumsphantasien den Boden unter den Füssen nicht mehr sehen. Am liebsten Internet-Multiplayer-Spiele mit Daueronline, Microtransaktionen/Pay2Win ("Verkauf Dein Haus für unser Spiel Du Depp"), Big Brother is watching you-Dreck und Monatsabo-Gamerpass-Fußfessel.
Die Realität holt die Industrie immer irgendwann ein. Wer Fehler vermeidet und sich dem Markt anpasst, der hat gute Voraussetzungen zu bleiben.