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Test

von  Mithrandhir
12.04.2009
Simon the Sorcerer 5
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Zum Zauberlehrling Simon ließen sich viele Worte verlieren, ist er doch nicht nur der größte, sondern auch der bekannteste Magier, der je über die Monitore flimmerte. Bereits vier Mal konnten wir Abenteuer mit ihm erleben und gerade die beiden ersten Teile genießen bis heute Kultstatus.

Die Aufgabe, die Entwickler Silver Style mit Simon the Sorcerer: Wer will schon Kontakt? stellt, ist auf eine simple Formel zu reduzieren: Wieder einmal muss die Zauberwelt gerettet werden. Wieder einmal gilt es, den größten Zauberer der Welt zielsicher durch die Irrwege eines verrückten Abenteuers zu steuern.

Um diese Irrfahrt zu überstehen, gesellen sich alte Bekannte an unsere Seite; ob Sumpfling, Goldlöckchen oder Rotkäppchen - es gibt ein (hoffentlich) freudiges Wiedersehen.

Simon sagt: Öffne nicht die Tür

Simon hat es eigentlich geschafft: Der Zauberladen und die wunderschöne Alix sind endlich greifbarer Bestandteil seines Lebens. Alles könnte so schön sein, wären da nur nicht zwei Ereignisse, die ihn während einer Fernsehcouch-Sitzung hochschrecken lassen:

Zunächst erhält Simon eine Standpauke in Sachen Haushalt und die Aufgabe, sämtliche leeren Pizzaschachteln zu entsorgen. Kaum ist Alix aus dem Haus, steht auch schon das zweite Gewitter an. Es klopft, Simon öffnet die Tür und sieht sich zwei giftgrünen und übelgelaunten Außerirdischen mit Strahlenkanonen gegenüber.

Nachdem der Zauberer seinen beiden Häschern entkommen kann, muss er jedoch feststellen, dass die Bedrohung nicht zu Ende ist: Vor den Toren der Stadt wartet eine ganze Armee von Invasoren, bereit, die Weltherrschaft zu übernehmen…

Simon sagt: Beweg dich endlich

Der Fortschritt macht auch in Simons Universum nicht halt: Das 3D-Comic-Adventure besticht durch schön gezeichnete und verspielte Hintergründe und gerenderte Charaktere, denen das eingesetzte Cel Shading gut zu Gesicht steht. Ebenso wissen die Bewegungsanimationen der Figuren zu überzeugen; die Bewegungen wirken geschmeidig und weich. Einziger Haderpunkt ist - wie auch schon im Vorgänger - die Gestik und Mimik der Personen. Allzu häufig vermisst man sowohl die Lippensynchronität als auch ein Zeichen von Regung in Dialogen. Zu der erstklassigen Synchronisation mischt sich hier leider ein hölzerner Eindruck.

In Sachen Belebtheit hat sich jedoch etwas getan: Die märchenhafte, farbenfrohe und detaillierte Kulisse sorgt mit teils dezenten, teils deutlicheren Animationen für ausreichend Leben. Ob Palmenblätter, die sich im Wind wiegen oder Flaschengeister, die sich mit Zigarrenqualm zunebeln – es gibt fast immer etwas zu sehen.

Generell ist Simon the Sorcerer: Wer will schon Kontakt? ein grafischer Hingucker, der mit 16 verschiedenen Auflösungen, Postprocessing und Antialiasing moderne Anforderungen erfüllen kann.

Simon sagt: Gute Stimme

Die musikalische Untermalung ist hervorragend gelungen. Die Hintergrundmusik ist stets passend gewählt und wechselt je nach Szenerie. Ebenso hervorzuheben ist die Synchronisation, die durch professionelle Besetzung glänzt. Erik Borner gibt selbstverständlich erneut den Simon und bringt die flapsig-philosophisch-chaotische Note des Simon-Charakters exzellent rüber. Dieser positive Eindruck lässt sich bei allen Charakteren bzw. Sprechern wieder finden.

Einen kleinen Kritikpunkt gibt es jedoch auch hier: Es gibt Stellen, an denen sich Hintergrundmusik, Simons Kommentar zu einem Objekt und eine weitere Geräuschquelle (wie ein singender Pirat oder eine Durchsage im Radio) unschön überlagern und man im Grunde nichts mehr versteht. Hier hilft nur, die Untertitel im Spiel zu aktivieren. Zudem entsteht manchmal der Eindruck, als würde die Lautstärke variieren - Simon spricht mal lauter, mal etwas leiser.

Simon sagt: Denk nicht zuviel

In Sachen Kopfarbeit gibt es für Simon wieder Mal ein Menge zu tun. Der dominante Rätseltyp ist hierbei das Inventarrätsel. Simon kombiniert, zerlegt, klebt oder mischt allerlei Dinge, die er findet. Neben der Sammel- und Kombinierwut sind aber auch Gesprächspartner über richtige Fragen und Antworten gezielt in eine bestimmte Richtung zu bringen. Oft folgen die Kombinationen der wirren Logik der Fantasy-Welt und sind, wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, ganz gut nachvollziehbar.

Im Großen und Ganzen sind die Rätsel recht einfach zu lösen: Die benötigten Gegenstände liegen zumeist in unmittelbarer Nähe und sind in ihrer Anzahl recht überschaubar.

Ein weiteres Element in Sachen Rätsel ist Simons Hut, der auf bemerkenswerte Weise allerlei Zeugs schluckt und nie voll wird. Es gibt nämlich Situationen, in denen Simon seines Inventar-Huts beraubt wird und Alternativen wie z.B. eine Seemannskiste benutzen muss. Interessantes strategisches Element: Simons Hände fassen nur 3 Objekte, so dass er spätestens beim vierten Gegenstand entscheiden muss, was er lagern und was er in der Hand halten möchte.

Simon sagt: Frag mich mehrmals

Die klassische Maussteuerung ist auch in Simon 5 vorhanden; ein Linksklick steuert Simon zielsicher durch die Welt und lässt ihn per Doppelklick auch laufen oder schnell einen Ausgang betreten. Ebenso griffig ist die Anzeige von Objekten und Gesprächspartnern durch Wechsel des Mauszeiger-Icons in Lupe oder Sprechblase.

Neben der 2-stufigen Hotspot-Funktion, mittels der entweder alle oder nur die manipulierbaren Dinge hervorgehoben werden, ist auch die Rätsel-Hilfe recht interessant aufgebaut: Konnte man sich im Vorgänger schon im Tagebuch Lösungshilfen zu einigen Aufgaben geben lassen, so bietet Simon 5 ein mehrstufiges Spicken an, wenn es mal klemmen sollte. Mittels Mausklick können 3 Zauberhüte, die sich unter einer Aufgabe befinden, angewählt werden - jedes Symbol verrät etwas mehr, was getan werden sollte. Erfolgt auf der ersten Stufe häufig eine etwas umformulierte Fragestellung zu dem aktuellen Problem, so liefert die zweite Stufe bereits einen Hinweis darauf, welche Person oder welches Objekt hilfreich sein könnte. Im Falle einer vollständigen Hilfe über das dritte Symbol erfährt der Spieler schließlich, was genau zu tun ist. Im Ganzen ein probates Mittel, um zum einen den Spielfluss aufrecht zu erhalten und zum anderen abzusichern, dass Hilfe nicht ausschließlich in Form einer Komplettlösung erfolgt.

Aufpassen sollte man jedoch an den Bildrändern. Vielfach scrollt die Kulisse noch nach rechts oder links weiter, sodass nicht immer sofort alles sichtbar ist und ein Druck auf die Hot-Spot-Taste zunächst keine Gegenstände oder Ausgänge aufzeigt.

Simon sagt: Mach viele Witze

Auch Simon 5 besticht wieder durch die gekonnte Mischung aus Antiheld-Parodie a la Guybrush Threepwood und Weird Fantasy nach Terry-Pratchett-Manier. Gleichzeitig wimmelt es im Spiel von zahlreichen Anspielungen und verrückten Referenzen, sei es das Internet, Kinofilme, Erich von Däniken oder Monty Python. Simon 5 nimmt sich selbst gerne auf die Schippe, gerade wenn es um die Logik von Adventures an sich geht. So fragt sich Simon selbst, wie bloß eine riesige Wundertüte aus einem kleinen Wundertüten-Automaten herausspringen kann oder gibt zu, früher schon mal Probleme mit der Wegfindung gehabt zu haben.

An anderen Stellen im Spiel wirkt der Humor trotz grandioser Vertonung jedoch etwas aufgesetzt: Simon feuert einen Gag nach dem anderen ab und scheut auch keine Plattitüden oder zotige Witze. Je nach Geschmack ist es zwar mitunter amüsant, aber auf Dauer doch etwas zuviel des Guten.

Die verrückte Mischung des Szenarien Weltraum, Südseeinsel und Zauberwelt weiß zunächst zu gefallen und reichert die Story gut an. Unter Berücksichtigung der recht durchschnittlichen Spielzeit von ca. 10 Stunden prägt sich jedoch kein Gebiet gut ein und bleibt etwas blass, da die Kulisse rasch wechselt.

Fazit

Simon the Sorcerer 5: Wer will schon Kontakt? ist ein sehr gutes Adventure und macht in allen Kategorien eine gute, aber nicht kritikfreie Figur. Den Gesichtern fehlt die Mimik, der Humor ist nicht immer holzhammerfrei und die Rätsel dürften für den Einsteiger anregend, für den Profi-Abenteurer jedoch zu einfach sein.

Im Gegensatz zum Vorgänger ist das Ende des Abenteuers durchaus unterhaltsam und nicht zu absurd, trotzdem gab es durchweg keinen bösen Gegenspieler, der über einen Wiedererkennungswert oder Charakter verfügt. Auch hier spielt der rasche Kulissenwechsel etwas mit rein.

Dennoch ist das Spiel sehenswert und führt die Reihe solide fort, wenngleich sich Simon-Veteranen weiterhin nach der guten, alten Zeit sehnen dürften.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ich mag Simon: Er ist frech, chaotisch und wortgewandt. Es macht Spaß, mit ihm gemeinsam wieder einmal dafür zu sorgen, dass die Welt heile bleibt. In dieser Hinsicht haben die Entwickler gute Arbeit geleistet. Manchmal war mir nur das Gag-Feuerwerk zu hell und das Rätseln zu einfach. Der Wechsel zwischen den Welten weiß zu gefallen, wenngleich ich gerne etwas länger in jedem Szenario hätte verweilen wollen.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Schöne Grafik
  • Verrückte Spielwelt/Humor
  • Professionelle Synchronisation
  • Stufenweise Lösungshilfe...
  • ...für teils zu einfache Rätsel
  • Spieldauer in Akten recht kurz
  • Humor teils platt