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Test

von  Hans Frank
16.01.2015
Game of Thrones
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Spoiler-Warnung: Wer weder Buch- noch TV-Serie kennt, diese aber noch nachholen will, sollte diesen Artikel auf Grund kleinerer Spoiler nicht lesen.

Episode 1: Iron from Ice

Telltales Game of Thrones reiht sich ein in diverse Lizenzumsetzungen, die die Kalifornier in den letzten Jahren gemacht haben. Das ist natürlich attraktiv, weil schon eine große Zielgruppe mit dem jeweiligen Universum vertraut ist und man so nur noch eine passende Geschichte erzählen muss. Ein Potenzial, auf das Telltale ja besonders stolz ist. In den letzten Episodenspielen hat darunter aber immer mehr das Gameplay gelitten. Gilt dasselbe auch für Game of Thrones?

Das Universum

Game of Thrones basiert auf dem mehrteiligen Fantasysroman A Song of Ice and Fire von George R. R. Martin, der in den letzten Jahren nicht zuletzt durch die TV-Umsetzung einiges an Popularität gewonnen hat. Anders als noch bei The Walking Dead, bei dem noch der Original-Comic als Vorlage diente, orientiert sich Telltale diesmal ganz an der dazugehörigen Fernsehserie Game of Thrones.

Die Spielserie ist auf sechs Episoden ausgelegt und startet mit Iron from Ice. Das ist der Leitspruch des im Mittelpunkt stehenden Haus Forrester. Die Wahl des Hauses war eine gute Entscheidung, da dieses selbst in den Büchern nur eine untergeordnete Nebenrolle spielt und Telltale so zumindest einen etwas weiteren Rahmen bei der Geschichte hatte. Wer die Bücher oder die Serie nicht kennt und bis hierher gelesen hat, wird es schon bemerkt haben: Das Spiel ist tatsächlich nur für Kenner des Game-of-Thrones-Universums gemacht, allen anderen wird es unmöglich sein, die Geschichte zu verstehen. Es gibt keine Einführung, nach dem Start des Spiels befindet man sich gleich mitten im Geschehen.

Für Kenner des Stoffs ist das aber nur von Vorteil, denn Telltale hat es geschafft, die Handlung durchaus glaubhaft am Rande der TV-Serie anzusiedeln und auch einigen bekannten Charakteren Auftritte zu verschaffen. So führt man zum Beispiel mit Margaery Tyrell in deren Privatgemächern Gespräche oder trifft auf Ramsay Snow. Wer die englische Version der Serie kennt, wird honorieren, dass auch die Vertonung durch die tatsächlichen Schauspieler vorgenommen wurde.

Die Handlung

Doch worum geht es eigentlich? Gleich zu Beginn des Spiels befindet man sich im Heerlager der Nordarmee, die bei der legendären Roten Hochzeit stationiert ist. Man spielt den Knappen Gared und wird von Lord Forrester zum Kämpfer befördert. Kurze Zeit später, man ist gerade dabei, Wein zu holen, werden sowohl der Lord als auch sein Sohn niedergemetzelt. Man selbst schafft es aber, zumindest das Schwert des Lords sicher nach Hause zu bringen. Dort wird klar, dass die anstehenden Handlungen über das Fortbestehen des Hauses Forrester entscheiden werden. Denn die Erzfeinde der Forresters, das Haus Whitehill, trachten nach den Ironwood-Wäldern. Unterstützt werden sie dabei vom grausamen Lord Bolton, der nach dem Gemetzel der Roten Hochzeit zum Wächter des Nordens ernannt worden ist. Während Ramsay Bolton sich auf den Weg zu den Forresters begibt, um seine Forderungen zu stellen, schlüpft der Spieler zudem in die Rolle des Ethan Forrester, den jugendlichen Sohn des ermordeten Lords. Dieser hat keinerlei Erfahrungen und muss sich nun als Anführer gegen seine skrupellosen Konkurrenten behaupten.

Während des Spiels trifft man wieder zahlreiche Entscheidungen. Oft geht es um Leben und Tod. Anders als in einigen anderen Telltale-Episoden fehlt diesmal das Gefühl der Entscheidungsfreiheit aber meist vollständig. Oft ist von vornherein klar, dass die Entscheidung für oder gegen eine Sache keine nennenswerten Auswirkungen haben wird. Auch das Finale der Episode überrascht GoT-Kenner nicht. Übersetzt heißt das: Selbst wenn man als Spieler einen bestimmten Charakter überleben lassen möchte, stirbt er halt ein wenig später. Ansonsten wäre es für Telltale ja auch viel zu aufwändig, die Entwicklung der Geschichte konsistent zu halten. Auch die ständigen Einblendungen, dass Charakter XYZ dies und jenes aufgefallen sei, stören die Atmosphäre.

Altbackenes Westeros

Während der Grafikstil mit leichtem Comic-Touch bei The Walking Dead noch zu gefallen wusste, wirkt Game of Thrones oftmals altbacken. Die Figuren sind dabei noch am besten gestaltet, wenngleich auch die Mimik nicht die übliche Telltale-Qualität aufweist. Zumindest sind aber Charaktere, die auch in der TV-Serie vorkommen, klar zu erkennen. Die Umgebungen wirken karg und lieblos. Oft sind Texturen verwaschen oder mit einem Aquarell-Filter unterlegt, der wohl zum Setting passen soll. Insgesamt sind die verfügbaren Areale sehr klein und auch wenn man sich mal frei bewegen darf, gibt es nicht viel zu entdecken. Die Soundeffekte sind in Ordnung, die englische Vertonung gut. Allerdings wirken gerade die Originalsprecher stellenweise unmotiviert.

Fazit

Telltale hat ein Spiel abgeliefert, das Game-of-Thrones-Fans zwar unterhält, trotzdem aber unter den eigenen Qualitätsansprüchen zurückbleibt. Die Geschichte ist interessant und es ist spannend, ein paar Hintergründe zu den Handlungen aus der TV-Serie zu erfahren und Parallelen zu ziehen. Gleichzeitig nutzt sich das telltalesche Entscheidungssystem aber immer weiter ab. Es ist viel zu klar, dass eigene Entscheidungen keine richtigen Auswirkungen haben. Außer dem Treffen von Entscheidungen gibt es aber leider nichts zu tun, was dem Spielspaß in den ungefähr 90 Minuten Spiel nicht gerade zuträglich ist.

Episodenwertung: 68%

Kommentare

Der Grundstein für eine spannende Staffel ist gelegt, die erste Episode von Game of Thrones - A Telltale Series war aber noch nicht der große Wurf. Ich mag das Universum und schon allein daher empfinde ich das Spiel als durchaus spielenswert. Objektiv gesehen bleibt aus spielerischer Sicht aber nichts als eine dünne Geschichte, einige Quick-Time-Events und Entscheidungen, die eigentlich gar keine sind (das war schon bei The Walking Dead so) und sich auch gar nicht danach anfühlen (das war bei früheren Telltale-Serien noch nicht so). Ich bin gespannt auf Episode 2 und hoffe auf ein paar interessante Wendungen - die Hoffnung auf mehr Gameplay habe ich aber aufgegeben.Hans Frank

Episode 2: The Lost Lords



So ganz glücklich waren wir mit der ersten Episode von Telltales Game-of-Thrones-Umsetzung nicht. Zu viele Längen, zu blasse Charaktere, spielerisch mau. Schaffen es die Entwickler, in der zweiten Episode das Ruder herumzureißen?

Story nimmt an Fahrt auf (Achtung, Spoiler!)

Wieder stehen Charaktere, die mit dem Haus Forrester in Verbindung stehen, im Mittelpunkt der Handlung. Nachdem der alte Lord und dessen junger Sohn gewaltsam umgekommen sind, steht Castle Ironrath führerlos da. Viele der eigenen Soldaten sind geflohen, stattdessen lungern Schergen der Whitehills auf Order Lord Boltons herum. Die Episode startet jedoch an einem ganz anderen Schauplatz: In Yunkai, der Sklavenstadt auf Essos, in der sich auch Daenerys Targaryen gerade aufhält, um ihre Rückeroberung des eisernen Throns zu planen. Auch Asher Forrester, der charismatische zweitälteste Sohn des gleichnamigen Hauses, befindet sich dort im Exil. Er musste seine Heimat unter anderem verlassen, weil er sich in Gwyn Whitehill verliebt hatte - die Tochter des Erzfeindes, die im späteren Verlauf der Episode ebenfalls einen Gastauftritt hat. In Yunkai verdient er sich als Söldner und Kopfgeldjäger. Auch die Geschichte von Mira Forrester, die im Dienste von Margaery Tyrell steht, wird weitergesponnen. Sie versucht nach wie vor, Ihre Familie aus der Ferne zu unterstützen und überschreitet dabei immer öfter Grenzen und begibt sich damit in Gefahr. Gared Tuttle, der zu Beginn der ersten Episode von Ironrath verbannt und zur Mauer geschickt wurde, um sich der Nachtwache anzuschließen, erleben wir in der zweiten Episode als selbstbewussten Kämpfer, der seinen Platz unter den Rekruten sucht. Schnell bringt er seinen Wunsch zum Ausdruck, Grenzer zu werden und auch hinter der Mauer zu patrouillieren. Auf der schwarzen Festung begegnen wir auch Jon Snow.

Wiedersehen mit alten Bekannten.

Überraschung der Episode dürfte die Rückkehr des totgeglaubten Rodrick Forrester auf Ironrath sein. Schwerverletzt erreicht er die Festung, erkennt aber schnell, dass er als der neue Lord eine Führungsfigur darstellen muss. Nicht nur für die eigenen Untergebenen, sondern vor allem gegenüber den Whitehills, die dem Haus Forrester gar keinen Respekt mehr zollen und selbstbewusst die Ironwoods komplett übernehmen wollen - sogar entgegen der ausdrücklichen Anordnung Lord Boltons.

Aber auch Einführung neuer Charaktere.

Serienreif

Die zweite Episode ist viel schneller und kurzweiliger inszeniert als der Staffelauftakt. Häufig wird zwischen den Schauplätzen hin und hergewechselt - damit kommt das Spiel seiner Vorlage, der TV-Serie, schon deutlich näher. Die Charaktere entwickeln sich und entfalten ihr Potenzial. Zu verdanken ist das zu einem großen Teil auch der stärkeren Fokussierung auf Nebencharaktere. Hier zu nennen ist zum Beispiel Beskha, die an der Seite von Asher kämpft und die alles andere als auf den Mund gefallen ist. Auch von Magd Sera erfahren wir einige überraschende Details und verstehen langsam die Hintergründe ihres Handelns. Wie in Game of Thrones üblich, nehmen die Verstrickungen der einzelnen Charaktere stark zu, ohne dass die Geschichte dadurch unglaubwürdig wirkt. Ein paar wenige Längen hat auch die zweite Episode, insgesamt ist der Verlauf der Episode aber wesentlich spannender als noch in Teil Eins.

Viele Schauplätze fangen die GoT-Atmosphäre gut ein.

Verbesserte Optik

Auch an der optischen Umsetzung hat Telltale geschraubt. Wirkten die Areale und Charaktere in Verbindung mit einem Aquarellfilter in der ersten Episode noch ein wenig wie Fremdkörper, haben die Entwickler im aktuellen Teil es viel besser geschafft, diese Elemente zu verknüpfen. Besonders auffallend sind hier die malerischen Hintergründe, die mit den jeweiligen Schauplätzen verschmelzen und damit eine Einheit bilden. Die Charakteranimation ist in Ordnung, jedoch nicht herausragend.

Gleichbleibendes Gameplay

Wie zu erwarten war, hat sich am Gameplay nicht viel geändert. Der Spieler hat so gut wie nichts zu tun. Meistens muss man einfach nur von Punkt A zu Punkt B laufen, ab und an Quick-Time-Events bestreiten (sogar das Anstoßen mit zwei Gläsern ist jetzt schon einen QTE wert) und ansonsten eher passiv der Geschichte folgen. Auch Entscheidungen, zum Beispiel in Gesprächen, sind diesmal nicht so prominent platziert. Das ist aber besser, als völlig unglaubwürdig zu wirken.

Ein typischer Quick-Time-Event.

Fazit

Es ist gar nicht so leicht zu beschreiben, warum Episode 2 besser ist als die erste. Am ehesten liegt das daran, dass sich die Handlung viel mehr wie die Vorlage “anfühlt”. Die Herausarbeitung der Charaktere und deren teilweise komplizierte Beziehung zueinander ist typisch Game of Thrones. Gewürzt mit der etwas besseren technischen Umsetzung und nicht ganz so vielen spielerischen Längen ist Telltale auf dem richtigen Weg.

Anmerkung: Wir vergeben für jede Episode eines Episodenspiels eine Einzelwertung. Nach Erscheinen aller Episoden wird die Gesamtwertung für die Staffel ergänzt.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Mit der zweiten Episode hat Telltale es jetzt auch geschafft, mich zu packen. Ich will wissen, wie es weitergeht. Ich mag Game of Thrones und jetzt leistet auch die Telltale-Umsetzung ihren Beitrag zum Universum und ergänzt dieses gekonnt. Ein bisschen mehr spielerische Herausforderung wäre natürlich schön, aber diese Hoffnung wird wohl nicht erfüllt werden. Trotzdem freue ich mich auf Episode 3.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • zu GoT passende Handlung
  • Charaktere aus TV-Serie beteiligt
  • kein Gameplay
  • sehr kurz
  • keine glaubhaften Entscheidungen
  • wenig Spannung