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Test

von  Michael Stein
26.12.2009
Agatha Christie - Das Böse unter der Sonne (Wii)
Getestet auf Wii, Sprache Deutsch

Dieser Kurztest beschreibt lediglich die Unterschiede zwischen der PC- und Wii-Version von Agatha Christie - Das Böse unter der Sonne. Weitere Informationen enthält der Test zur PC-Version.

Das Böse in der Konsole

Einige Zeit nach der Veröffentlichung der PC-Umsetzung von Agatha Christies Hercules-Poirot-Roman Das Böse unter der Sonne ist das Spiel auch für Nintendo Wii erschienen. Die DVD enthält dabei neben der deutschen auch die englische und französische Sprachversion, welche abhängig von der Spracheinstellung im Wii-Menü automatisch gewählt wird. Schon die Eröffnungssequenz und das musikalisch schön unterlegte Hauptmenü vermitteln ein angenehmes Gefühl der Erwartung. Es ist das Jahr 1940 und Hercules Poirot befindet sich im Urlaub. Wie zu erwarten können Meisterdetektive jedoch auch dort nicht einfach nur entspannen, denn das Böse ist immer und überall.

Maßgeschneiderte Präsentation

Grafisch muss man wie gewohnt technische Abstriche in Kauf nehmen, wenn man es mit einer Portierung eines PC-Spiels auf der Wii zu tun hat. Natürlich können die Hintergründe in der ursprünglichen Auflösung nicht auf die Konsole übernommen werden. Glücklicherweise leidet die Atmosphäre in diesem Fall dadurch nicht. Auch auf der Wii vermag das Spiel die leicht düstere Inselatmosphäre sehr schön einzufangen. Die Grafiken wissen zu gefallen und spielen in der oberen Liga der Wii-Adventures locker mit. Aus diesem Blickwinkel erscheint die grafische Umsetzung gelungen, was jedoch leider nicht auf die Animationen der Figuren zutrifft. Besonders Hercules Poirot tippelt mehr durchs Bild, als dass man in seinen Bewegungen eine natürliche Gangart erkennen könnte. Durch die langen Laufwege fällt dies besonders auf. Zwar können Ausgänge mit einem Doppelklick abgekürzt werden, bei verschlossenen Türen muss man Poirot jedoch zwangsläufig beim Laufen zusehen. Sehr vereinfacht umgesetzt sind die Animationen in den Gesichtern, die fast nur in den Nahansichten bei den Gesprächen zwischen Poirot und Hastings in London und in einigen der ansonsten sehr schönen Zwischensequenzen zu sehen sind. Hier beschränkt man sich auf wenige Gesichtsausdrücke, die nur rudimentär die Stimmung der Charaktere transportieren können.

Gedeutet, geschüttelt und gerührt

Die Wii bietet mit ihrem innovativen Steuerungskonzept eine gute Grundlage für interaktive Anteilnahme an Bewegungsabläufen. Das haben sich die Entwickler auch in diesem Fall gedacht und einige Szenen eingebaut, bei denen die Wiimote als Werkzeug benutzt werden kann. Leider funktioniert das in den meisten Fällen nicht sehr gut. Wenn man beispielsweise eine Bürste benutzen soll, ist das Spiel nicht in der Lage, die Bewegungen simultan umzusetzen, was dazu führt, dass der Spieler krampfhaft versucht, die richtige Handhaltung zu finden. Auch unterscheidet sich das Prinzip von Fall zu Fall. In einer Szene sollen nacheinander ein Schraubenzieher und ein Schraubenschlüssel verwendet werden. Im ersten Fall muss beim Drehen des Werkzeugs ein Knopf gedrückt werden, im zweiten Fall nicht, was zu Verwirrung führen kann. Zum Glück sind diese Einlagen eher rar gesät und ansonsten funktioniert die Point-and-Click-Steuerung mit der Wiimote sehr gut. Es dauert anfangs einen Moment, bis man die einzelnen, relativ kleinen Cursor-Symbole verinnerlicht hat, danach geht die Steuerung überwiegend einfach von der Hand. Nicht ganz so gelungen ist die Verwaltung des Inventars. Am oberen Bildrand befindet sich eine versenkte Leiste, die unter anderem das Inventar-Symbol enthält. Mit einem Druck auf den A-Knopf öffnet sich dieses und zeigt die erste von drei Seiten mit Inventargegenständen an. Die Kopfleiste dieses Inventar-Bildschirms enthält zwei etwas zu klein geratene Pfeile, mit denen seitenweise vor- und zurückgeblättert werden kann. Verfehlt man diese, passiert es regelmäßig, dass man aus Versehen einen Inventargegenstand aufnimmt. Dadurch ändert sich der Cursor und zeigt eine sehr kleine Version dieses Gegenstandes. Leider ist es bei geöffnetem Inventar nicht möglich, diesen Gegenstand wieder abzulegen, denn der B-Knopf, der für das Ablegen von Gegenständen zuständig ist, schließt in diesem Moment zuerst das Inventarfenster. Erst dann kann das Objekt durch einen weiteren Druck auf den B-Knopf weggelegt und das Inventar erneut geöffnet werden. Das Untersuchen von Inventargegenständen ist ebenfalls nicht besonders geschickt gelöst. Hierzu muss auf den Gegenstand gezeigt und die "+"-Taste auf der Wiimote gedrückt werden, um dessen Nahansicht einzublenden. Diese befindet sich jedoch bei normaler Haltung der Wiimote, besonders mit angelegter Handschlaufe, an einer Stelle, die nur recht umständlich erreicht werden kann, so dass man hierzu entweder mit der Spielhand umgreifen oder die zweite Hand zur Hilfe nehmen muss. In beiden Fällen verzieht man dabei den Controller und muss vor dem Drücken der Taste erst den Cursor wieder neu positionieren. Warum diese Funktion nicht auf die ansonsten ungenutzte und ergonomischer positionierte "-"-Taste gelegt wurde, ist unverständlich.

Fazit

Auch auf der Wii macht das Böse unter der Sonne insgesamt eine gute Figur. Leichte Abstriche beim Steuerungskomfort und die reduzierte Auflösung trüben das Gesamtbild nicht so stark, als dass der Spielspaß über die gesamte Spieldauer darunter leidet. Wer die Wahl hat und Wert auf grafische Details legt, sollte jedoch zur PC-Version greifen, zumal die in der Regel etwas günstiger zu haben ist. Neben der höheren Auflösung bietet diese die einfachere Steuerung und der Verzicht auf die angepassten Rätseleinlagen mit der Wiimote ist kein großer Verlust.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Das Böse unter der Sonne ist ein grundsätzlich solides Adventure, auch wenn es anfangs etwas träge Fahrt aufnimmt. Dennoch kann es einige Stunden vor dem Bildschirm fesseln - auch auf der Konsole.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • überwiegend sehr gute Sprecher
  • gut geschriebene Dialoge
  • mehrere glaubwürdig ineinander verwobene Handlungsstränge
  • interessantes Spielprinzip
  • hoher Spielumfang
  • viele, jedoch meist wenig anspruchsvolle Rätsel
  • viel Laufarbeit
  • Steuerung nicht richtig durchdacht